Digitalisierung und Automatisierung

Digitalisierung in Kombination mit Automatisierung.

Wie wirkt sich die digitale Transformation auf unser zukünftiges Arbeitsleben aus?

Digitalisierung und Automatisierung

Das Szenario beschreibt die Digitalisierung in Kombination mit Automatisierung. Kann diese Die Kombination Arbeitsplätze ersetzen? Letztendlich kommt es zu einer Ausbreitung prekärer und wortwörtlich vollkommen unmenschlicher Arbeitsbedingungen, sodass nur noch ein Neustart helfen kann.

Neustart

Jeder, wirklich jeder, hat von der Industrie 4.0 gehört und seine Erwartungen an diese gestellt. So hieß es beispielsweise in einer Zukunftsstudie aus dem Jahr 2015: „Mitarbeiter im Shop Floor werden von Maschinenbedienern zu kreativen Dirigenten und Entscheidern in der Smart Factory.“ Und an anderer Stelle wird ergänzt: „Die Produktivität erhöht sich um mehr als 30 Prozent. Wertschöpfung und Beschäftigung werden so am Hochlohnstandort Deutschland gehalten.“ Doch es kommt anders.

IoT als Einleitung…

Anfang der 2020er Jahre setzt ein anhaltender Abbau von Arbeitsplätzen ein, der zwei wesentliche Ursachen hat. Zum einen werden nach und nach zahlreiche Tätigkeiten automatisiert – bei weitem nicht nur einfache und gering qualifizierte. Gerade die gut bezahlten Industrie- und Bürojobs der Mittelschicht sind betroffen. Im Einzelhandel und in der Logistik fallen hunderttausende Stellen weg. Intelligente Architektur- und Statik-Software sowie Bauroboter verändern das Baugewerbe tiefgreifend. Aufgaben im Bereich Controlling und Rechnungswesen werden ebenso an algorithmenbasierte Service-Clouds ausgelagert, wie Rechtsberatungen und journalistische Tätigkeiten. Dank des Internets der Dinge/Internet of Things, kurz IoT, und Echtzeit-Sensorik sind ein Großteil der klassischen Wartungsarbeiten bereits längst überholt. Smart Factories produzieren weitgehend ohne menschliche Arbeitskräfte. Ganze Berufsbilder verschwinden von der Bildfläche. Autonomes Fahren und Pflege-Bots erreichen demnächst die Marktreife. Alle Aufgaben, bei denen es technisch und wirtschaftlich möglich ist, werden automatisiert – Beschäftigung gibt es in manchen Branchen nur noch in den Automatisierungslücken. Zudem hat der technologische Wandel tatsächlich zu großen Produktivitätssteigerungen geführt – mit der Folge enormer Überkapazitäten auf dem Weltmarkt.

…Covid als Finisher

Auch die deutsche Wirtschaft rutscht Mitte der 2020er Jahre in eine tiefe Rezession. Für die meisten Unternehmen bedeutet das, Kosten einsparen zu müssen, noch mehr Personal abzubauen und Aufgaben an Plattformen und günstigere Drittanbieter auszulagern. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland überschreitet die Sechs-Millionen-Marke.

Die Politik bleibt angesichts der wirtschaftlichen Achterbahnfahrt dieses Jahres nicht tatenlos: Durch Zuschüsse für Kurzarbeit und Weiterbildung, Reduzierung von Arbeitsstandards und Mindestlöhnen, steuerliche Anreize und Ansiedlungsprämien für Unternehmen und nicht zu vergessen die Schaffung von Sonderwirtschaftszonen wird versucht, die deutsche Standortqualität und Wettbewerbsfähigkeit zu optimieren. Angesichts globaler Wertschöpfungsketten und einer plattformbasierten Wirtschaft, die von wenigen und mächtigen Unternehmen dominiert wird, und auch aufgrund der rückläufigen Steuereinnahmen sind die tatsächlichen politischen Handlungsspielräume dennoch sehr begrenzt.

2030: Neustart – denn es kann nur besser werden

Szenario: Ein Fall in die endlose Leere

Mit der hohen Arbeitslosigkeit sinkt auch die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmervertretungen und Menschen sind in der neuen Arbeitswelt in aller Regel keine „Dirigenten“ mehr, sondern werden selbst über digitale Leitsysteme durch den Arbeitstag navigiert. Aus- und Weiterbildungen weichen durch Hauruckaktionen den sog. Einweisungsprogrammen; diese Echtzeitsysteme messen die Leistung und Fehlerquoten und ermitteln auch noch so kurze Inaktivitätszeiten, welche in dieser Krisenzeit schnell zu einer Abmahnung führen können.

Das Einkommensgefälle nimmt immer groteskere Züge an. Während die Kapitalerträge trotz Krise weiter ansteigen, sinken die Einkünfte aus Erwerbsarbeit kontinuierlich. Zwar gibt es einen Hochlohn-Sektor für die technische Elite, für die Content-Entwickler und Systemarchitekten sowie das höhere Management. Doch für die Masse der Erwerbstätigen bedeutet der Wandel, abhängig nach ihrer Verwendungskategorie, mehr oder weniger spürbare Lohneinbußen. Zudem kommt ein merklicher Anstieg der Crowd-Worker, wodurch der Druck auf diejenigen, die noch fest angestellt sind, zusätzlich erhöht. Auch wenn viele Produkte wesentlich billiger geworden sind und die Mieten nicht mehr steigen: unterm Strich wird es für die meisten finanziell zunehmend enger.

Ende der 2020er Jahre ist es normal, diverse parallellaufende Arbeitsverträge und -beschäftigungsverhältnisse zu haben. Um zu überleben werden die Ersparnisse der letzten Jahrzehnte genutzt; viele vermieten digital einen Teil der Wohnung oder bieten Fahrdienste mit dem eigenen Fahrrad oder PKW, insofern man es sich noch leisten kann, an. Auch die Pflege der Angehörigen muss man selbst übernehmen.

Was einmal mehr Flexibilität versprach und als Home-Office Tag begann, ist zum systematischen Outsourcing geworden. Rund 40 Prozent der Beschäftigten arbeiten inzwischen durchweg online aus den eigenen vier Wänden; dies spart dem jeweiligen Unternehmen nicht nur die Kosten für Büro- und Arbeitsräume. Kaum jemand hat noch Vertrauen in die Demokratie und die etablierten Institutionen. Die Menschen fühlen sich abgehängt und allein gelassen.

Das ermüdende Einzelkämpfertum, die ständige finanzielle Unsicherheit, Ohnmachtsgefühle gegenüber einer digitalen Technik, die jeden Winkel ausleuchtet und einen permanenten Leistungsdruck erzeugt, wird früher oder später zu Wut und letztendlich zum kompletten Blackout führen.

Die Mitarbeiter tut sich zusammen, nehmen es selbst in die Hand, gehen auf die Straße. Die Wucht der neuen Bewegungen fokussiert jedoch in erster Linie nicht, die bestehenden Machtverhältnisse zu bekämpfen, sondern auf den Wunsch, gemeinsam etwas Neues zu schaffen.

Im Jahr 2030 haben vielfältige Initiativen der gegenseitigen Hilfe, des Austauschs und der Existenzsicherung an Bedeutung gewonnen. Es entstehen neue Solidargemeinschaften und regionale aber global kooperierende Netzwerke. Gemeinwohlorientierte Unternehmenskonzepte und Währungen setzen die Samen für eine aufblühende Nahraum-Wirtschaft und fairen Handel. Nicht Umsatz und Gewinn sind hier der Maßstab, sondern Zusammengehörigkeitsgefühl, sinnhafte Tätigkeiten in menschlichen Arbeitsumgebungen und das, was man zum Leben braucht. Noch sind es nur zarte Pflänzchen, aber sie treffen den wunden Nerv der Zeit.

„Man darf niemals ‘zu spät’ sagen. Auch in der Politik ist es niemals zu spät. Es ist immer Zeit für einen neuen Anfang.“

K.Adenauer

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